Ich weiß nicht woran es liegt. Das Abzeichnen von Fotos fällt mir bekanntermaßen leicht. Das Kolorieren hingegen hält immer noch die ein oder andere Stolperfalle bereit. Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass Fotos oft eher gleichmäßig ausgeleuchtet sind, sodass man alle Details gut erkennen kann. Daher gibt es möglicherweise weniger Kontraste, die man beim Malen für sich nutzen kann. Gerade Fotos von Szenen draußen bereiten mir aus diesen Gründen Schwierigkeiten.
Ein Künstler aus den USA, dessen Tipps ich mir beim Aquarellmalen hin und wieder zu Herzen nehme, hatte einmal ein Video zum Thema gefilmt. Er bearbeitete darin seine Fotos am PC, erhöhte den Kontrast und druckte sich das Foto außerdem in Graustufen aus. Total hilfreich, wie ich mir dachte! Angewendet habe ich es bei dieser Szene allerdings nicht. Typisch!
Wir waren im Mai im Park spazieren. Es regnete zeitweise, aber es war trotzdem ein schöner Ausflug. Die Zeichnung habe ich dann auch kurze Zeit später fertig gestellt. Nur an die Aquarellfarbe traute ich mich aus irgendeinem Grund nicht heran. Ein erster Schritt waren kleine "Schnipsel-Versuche". Dabei habe ich Elemente aus der Zeichnung übernommen und nach Lust und Laune eingefärbt. Die Farben entsprechen dabei nicht der Realität, besonders den Himmel wollte ich etwas dramatisch dunkler gestalten, damit auch der hinein ragende Ast ein bisschen mehr hervorsticht.
Was soll ich sagen? Es war eine Herausforderung, die ich aber letztendlich angenommen und überwunden habe. Die Skizzenbuchseite durfte skizzenhaft bleiben. Denn am Ende ist es eine Erinnerung. Und wie wir vielleicht alle wissen, sind Erinnerungen nie gestochen scharf. Sie verändern sich in Farbe und Kontur. Manchmal verblassen sie und manchmal holen wir sie so oft zurück in die Gegenwart, dass sie nicht mehr das sind, was sie eigentlich einmal waren.