Spontanes Malen: Ein erster und zweiter Versuch

Das fand ich schon länger faszinierend: spontanes Malen ohne Vorlage und ohne Plan. Das Bild entwickelt sich erst während des Prozesses und am Ende ist man selbst vom Ergebnis überrascht. Das wollte ich unbedingt ausprobieren.

 

Ich lese gerade "Dreamer's Pool" von Juliet Marillier. In dieser Geschichte spielt ein Tümpel eine zentrale Rolle, der sich in einem zwielichtigen Waldstück namens Dreamer's Wood befindet. Aus irgendeinem Grund erinnerte mich die erste gemalte Szene an den dort beschriebenen Wald. Und obwohl keine Treppenstufen erwähnt werden, könnte ich mir gut vorstellen, dass man durch ein halb natürliches Tor in die beklemmende Atmosphäre des Waldstückes eintauchen könnte. Verwendet habe ich etwas Heliocoelin für den Himmel und drei Hauptfarben (Umbra gebrannt, Lichter Ocker, Kobaltgrün tief).

Am nächsten Tag hatte ich gleich Lust noch eine Waldszene zu malen. Diesmal entstand ein angedeuteter "Dreamer's Pool" mit einer ganz anderen Licht- und Farbstimmung. Wieder verwendete ich etwas Heliocoelin und drei weitere Farben (Lichter Ocker, Sepiabraun, Permanent Karmin).

 

Der Tümpel ist im Buch alles andere als harmlos und jede der etwas sensibleren Romanfiguren spürt instinktiv, dass irgendetwas mit dem Wald nicht stimmt. Gerade die unnatürliche Stille ist allgegenwärtig und kein Vogel oder anderes Tier ist zu hören. Vor diesem Hintergrund fand ich die Farben sehr passend. Das kühle Lila warnt fast schon davor, sich zu einem erfrischenden Bad hinreißen zu lassen. Aber wie das nun einmal in Büchern so ist, passiert es trotzdem. Glücklicherweise habe ich die Geschichte vor ein paar Jahren schon einmal gelesen. Ich weiß also noch ungefähr was passiert und dass es am Ende nicht in einer Tragödie endet. :)

 

Fazit: Das spontane Malen ist der absolute Knaller für mich. Wann kleckst man schon einmal ohne Plan auf dem Papier herum und hat sogar noch Spaß dabei?

Freilichtmalerei: Hortensie

Mein vorerst letzter Aquarell-Kurs fand Anfang Juli statt. Diesmal ging es wieder in den Botanischen Garten zum Freilichtmalen von Blüten und Pflanzen. Das Wetter war perfekt, wenn auch etwas zu heiß, sodass uns einige schöne Plätze in der prallen Sonne verwehrt wurden.

 

Während ich am Vormittag mehrere kleine Pflanzen auf einem Blatt skizzierte, setzte ich mich am Nachmittag vor eine schöne Hortensien-Blüte. Der Platz war schattig und etwas abseits von den gut besuchten Wegen, sodass ich mich dort besser auf das Malen konzentrieren konnte. Prinzipiell habe ich nichts dagegen, wenn mir beim Malen über die Schulter geschaut wird. An diesem Tag war allerdings durch Veranstaltungen mehr Publikumsverkehr, sodass ich dann doch öfter angesprochen wurde. An Kommentaren waren waren wieder die Klassiker dabei ("ich möchte auch gerne so malen können" oder "studieren Sie Kunst?"). Ich finde es jedes Mal amüsant, dass Leute denken, zum Malen braucht man Talent. Die Grundlagen kann man lernen, alles andere festigt sich dann durch Üben. 

 

Zurück zur Hortensie: Die Blüten waren von der Form her zu komplex, als dass ich sie ohne Vorzeichnung hätte malen wollen. Danach ging mir das Motiv eigentlich leicht von der Hand. Ich denke, dass ich etwa zwei Stunden darin vertieft war, bis der Kurs schließlich mit einem tiefen Donnergrollen endete. Ich kam gerade noch halbwegs trocken mit dem Fahrrad nach Hause, bis sich die Schleusen öffneten. Eigentlich hatte ich extra ein Foto von der Blüte gemacht, um das Bild am Schreibtisch fertig zu malen. Allerdings gefällt es mir so zart schon ganz gut. Ich habe gestern noch einige dunkle Stellen hinzugefügt und beschlossen, dass es so bleibt. :)

 

 

Zurück zu den Grundlagen: Portraitzeichnung

Für mich ist genaues Hinsehen beim Zeichnen eine gute Voraussetzung für das spätere Malen. Deshalb wollte ich mich zuletzt ein bisschen mit Portraits befassen. Hast du schon einmal von der Loomis-Methode gehört? Falls nicht, dann geht es dir genau so wie mir. Mit dieser Methode lassen sich Gesichter auf Basis einfacher Formen und Linien konstruieren. Bestimmte Regeln geben vor, wo beispielsweise bei einem "Normkopf" die Augen- oder Mundlinie liegt. In der Realität gibt es - zum Glück - keine Normköpfe, und somit ist es bei Referenzfotos total interessant, inwiefern die Maße abweichen. 

 

Die ersten Versuche habe ich in der frontalen Ansicht gemacht. Das ist sehr viel einfacher, als das gefälligere Portrait in 3/4-Ansicht. Zum Üben habe ich mir einiges erleichtert. Die Referenzfotos beispielsweise habe ich in Graustufen gedruckt, damit es mir besser gelingt, die Lichter und Schatten zu erkennen. Sämtliche Loomis-Hilfslinien sorgten dafür, die Proportionen festzulegen. Zugegeben, bei einigen Maßen habe ich nachgemessen. Traue niemals deinen eigenen Augen, sofern du kein fotografisches Gedächtnis hast. ;) Übrigens brauchst du für diese Übung wirklich nicht viel. Ich habe den Großteil mit einem 2B-Bleistift gewuppt und mir für die Schatten einen 4B-Bleistift dazu geholt. Radiergummi versteht sich von selbst...oder?

 

Möchte man in einer Sache einigermaßen gut werden, sollte man diese Sache mindestens hundert Mal wiederholen. So habe ich es zumindest immer wieder im Zusammenhang mit Zeichnung und Malerei gehört. Schwer zu sagen, ob das für mich langfristig machbar ist, weil ich ja doch die Abwechslung liebe. Nach dem Motto "sag niemals nie" habe ich trotzdem einmal die Portraits durchnummeriert. :)


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