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Geschlossene Gesellschaft

Steve Mitchell ist ein großartiger amerikanischer Künstler, der auf jahrelange Erfahrung im Aquarellieren zurückblicken kann. In seinen Videos gibt er unter anderem Tipps zu Techniken und man kann ihn bei der Entstehung seiner Landschaftsbilder und Portraits verfolgen. Mitchell arbeitet plein air oder in seinem Studio nach Referenzfotos, die er zuvor am PC überarbeitet. Im Februar habe ich sein Video zu "Landscape Painting" gesehen, in dem er auf gängige Anfängerfehler in der Landschaftsmalerei eingeht. Ich habe mir dazu gleich Notizen gemacht, denn auch wenn viele Dinge logisch sind, heißt das noch lange nicht, dass man sie auch umsetzt. Gut gesehen ist eben oft schon halb gemalt:

 

Punkt 1: Achte auf die Ebene! Die Horizontlinie ist die imaginäre Linie auf Augenhöhe des Betrachters. Frage dich, wie weit Objekte entfernt sind und wo sie auf der Ebene liegen. Wo liegen Baumgrenzen oder Berge?

 

Punkt 2: Achte auf den richtigen Maßstab! Welche Bildelemente sind im Vordergrund, welche im Hintergrund? Wie beeinflusst die Distanz den Maßstab? Achte auf die Größe, Textur, Detailreichtum, Farbe und den Kontrast von Objekten!

 

Als kleine Übung dazu habe ich eine Wüstenlandschaft gewählt und grob skizziert. Die Felsen im Hintergrund sind weniger Detailreich und farblich kühler gestaltet. Das Buschwerk ist mit größerer Entfernung zum Betrachter kleiner dargestellt. Am Ende bin ich doch ganz zufrieden mit diesem Versuch, wollte ich doch zwischendurch das Blatt aufgeben. Dadurch, dass ich den Wüstensand bereits früh mit Siena gebrannt eingefärbt hatte, wirkte das später darauf gesetzte Grün einfach nur dreckig und ich musste im Verlauf mehr Pigment zugeben. Ob man in diesem Fall zuerst die Büsche aquarelliert und den Boden später drum herum setzt? Wahrscheinlich wäre Maskierflüssigkeit eine gute Wahl gewesen.

 

Das Schild "Road closed" passt  gerade leider unbeabsichtigt  zur Situation, denn das Bild habe ich ja schon Anfang Februar gemalt. Vieles in unserer Gesellschaft ist geschlossen. Aus Gewohnheiten werden plötzlich andere Gewohnheiten. Es scheint so, dass eingetretene Pfade und leicht zugängliche Straßen aktuell nicht immer betretbar sind. Stattdessen suchen sich die Menschen neue Straßen, die sie vielleicht in der Vergangenheit gar nicht wahrgenommen haben. Oder sie erkennen, dass es rechts und links neben der gesperrten Straße dichtes stacheliges Buschwerk gibt und bahnen sich langsam einen neuen Pfad hindurch.