Einer meiner Kunstlehrer hatte sich auf großformatige Linolschnitte von mehreren Metern Seitenlänge spezialisiert. Da ich damals die Kunst-AG besuchte und er uns eines Tages zu sich einlud, konnten wir seine Arbeiten im Keller seines Hauses ansehen. Damals hat mich die Technik nicht wirklich interessiert. Ich weiß nicht genau, ob es daran lag, dass die Linoldrucke meines Kunstlehrers eben nur Schwarz-Weiß waren und in der Motivwahl eher... sagen wir speziell. Ich hatte schon zur Kaltnadelradierung keinen richtigen Zugang gefunden und blieb lieber beim Zeichnen und Malen mit Farbe.
In den letzten Wochen habe ich mich intensiv mit der Arbeit an meinem Saisonkalender beschäftigt. Jedes Kalenderblatt wird mit Illustrationen von Obst und Gemüse in einer bestimmten Technik gestaltet sein und Listen enthalten, die zeigen, welches Obst und Gemüse derzeit Saison hat. Für den letzten Monat Dezember fehlte mir eine passende Technik und ich mochte den Gedanken ganz gerne, diesen in Schwarz-Weiß zu gestalten. Nachdem ich mir einen Überblick verschafft hatte, entschied ich mich kurzerhand dazu, passendes Material zu bestellen, Skizzen anzufertigen und schließlich dem Linolschnitt eine Chance zu geben. Mein erster Eindruck ist positiv, wenn auch mit einem kleinen Wermutstropfen. Das Schneiden an sich fiel mir zum Großteil recht schwer. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Werkzeug liegt oder ob die Linolplatten zu hart sind. Wobei ich auch feststellen musste, dass der feinste Hohlbeitel schlechter durch das Material gleitet, als der mittelstarke. Wobei "gleiten" schon eher zu viel gesagt ist. Eventuell hätte ich bei der Werkzeugwahl doch in etwas Hochwertigeres investieren sollen, damit ich nicht ständig abrutsche und die Verletzungsgefahr steigt. Nicht, dass das Fachbuch nicht darauf hingewiesen hätte. Abgesehen davon hatte ich meinen Spaß und das Drucken war eine schöne Erfahrung. Ich habe mir dann gleich noch ein extra Blatt voller Gemüse für das Arbeitszimmer bedruckt, das nun dekorativ an der Wand hängt. Ich habe schon weitere Ideen für diese Technik, die aber momentan noch warten müssen, bis der Saisonkalender in Druck geht.